Vou ein paar Tagen habe ich ein paar alte Freunde wieder getroffen, Freunde meines Sohnes, die ich von klein auf kenne. Jetzt sind sie groß, und es war schön zu sehen, dass ihre Freundschaft kein bisschen kleiner geworden ist. Aufgewachsen, zusammengewachsen, sind sie beim Sport. Wiedergesehen habe ich sie auf einer Hochzeit, der Hochzeit meines Sohnes.
Einer der Freunde hatte ein Photo dabei, auf dem zwei Winzlinge zu sehen waren, die viel zu große Tennisschläger in den Händen hielten, ein kleiner, weicher Ball lag zwischen ihnen. Wir hatten damals einen großartigen Mann im Verein, den Lehrer Blechschmidt, der sich um die Kleinsten kümmerte und sie mit viel Liebe und Geduld ans Tennis heranführte (ohne finanzielle Interessen, das muss man beim Tennis ja besonders erwähnen). Er legte den Grundstein dafür, dass seine Jungs und Mädels im Lauf der Jahre zu starken Tennisspielern wurden.
Sie vermissen nichts
Ein anderer Freund hatte kein Photo dabei, aber ich konnte mich bestens an ihn erinnern. Er war, obwohl aus Hessen, in seiner Jugend einer der besten Freestyle-Skifahrer, die ich je gesehen habe. Er war viel mit meinem Sohn unterwegs, einem Snowboarder. Nun traf ich die beiden Freunde von damals wieder, und bald kamen wir auf Tennis und Skifahren zu sprechen. Est-ce que ist draus geworden jetzt mit Job und wenig Zeit ?
Er spiele eigentlich gar nicht mehr, sagte der Tennisspieler. Warum ? Nun, er habe nicht das Training, nicht die passenden Gegner. Und nur so zum Vergnügen ? Na ja, du weißt ja, sagte er, wie wir früher Tennis gespielt haben. Mit Freizeitvergnügen hatte das nicht so viel zu tun. Und ehrlich, auf ein bisschen Bälleschlagen habe ich keine Lust.
Auch der Freestyle-Skifahrer hat die Ski in die Ecke gestellt. Kaputtes Knie. Wie sehr schmerzt das, wenn im Sport etwas, was man so gut beherrscht, passé ist? Gar nicht mal so sehr, sagte er. Denn irgendwann würden für jeden die größten Schanzen zu groß. Irgendwann müsse jeder den Absprung schaffen. Dass er in seinem Fall vergleichsweise früh nötig wurde, das sei kein Grund, sich zu beklagen, böte er doch auch eine Chance.
Die Chance, nicht ewig das Immergleiche zu tun, das, was man am besten kann, sondern sich neu zu orientieren. Fast wieder von vorn anzufangen. Beide, der Tennisspieler und der Skifahrer, haben eine neue Leidenschaft gefunden. Sie sind, unabhängig voneinander, aufs Rennrad umgestiegen. Der eine in München, von wo aus er 8000 Kilometer im Jahr und viele Höhenmeter sammelt, der andere in Berlin, wo er in einer betonierten Großstadt seine Runden meist auf dem Tempelhofer Feld dreht. Guerre Mein Eindruck : Sie vermissen nichts.